Gymnasium Bad Königshofen

Sprachliches Gymnasium - Humanistisches Gymnasium - Naturwissenschaftlich-technologisches Gymnasium

Geschichte

30 Jahre Mauerfall

Besuch des Grenzgängermuseums Bad Königshofen durch die 9. Jahrgangsstufe am 11.11.2019


Am 11.11.2019 besuchte die 9. Jahrgangsstufe des Gymnasiums Bad Königshofen anlässlich des 30. Jubiläums des Mauerfalls am 9. November die Museen in der Schranne. Dort hielt Andreas Rottmann, der Museumsleiter, einen Vortrag rund um die deutsch-deutsche Grenze, ihren Fall und ihren Abbau. Dieser wurde von Bildern und Erfahrungsberichten, die er teilweise von damaligen Grenzsoldaten der BRD und DDR sowie von anderen Zeitzeugen gesammelt hatte, untermalt,  aber auch seinen eigenen Erlebnisse flossen in seinen spannenden und informativen Vortrag mit ein. Für die damalige Bevölkerung beider deutscher Teile seien die Ereignisse des 9. Novembers 1989 unvorstellbar gewesen. Von einer jahrelangen Hoffnung zum tatsächlichen Fakt – damals sei die Wiedervereinigung unglaublich gewesen. Man konnte nach einer jahrelangen Trennung endlich viel leichter Freunde, Verwandte und teilweise sogar Nachbarn wiedersehen. Aber trotz so vielem wieder möglich gewordenem konnte man etwas nicht mehr tun: Grenze gucken. Die Sache, womit man vorher seine Freizeit verbracht hatte, war plötzlich nicht unmöglich, aber unsinnig geworden. Warum sollte man noch über die Grenze schauen, wenn man doch sehr einfach in den anderen Teil Deutschlands gelangen konnte? Mit der Erfahrung, dass eine ungefähr 1400 Kilometer lange Grenze mitten durch Deutschland, die geliebte Personen voneinander getrennt hat und zu illegalen Fluchten veranlasst hat, in der heutigen Zeit wie ein Fantasiegespinst erscheint, verließen die Schülerinnen und Schüler schließlich die Museen in der Schranne, und waren über die Wiedervereinigung der BRD und der DDR sehr erfreut.

Anna Helmerich (9a)


Besuch des Zeitzeugen Dr. Jörg Bilke am 8.11.2019 zum Jubiläum des Mauerfalls

Freitag, 3. Stunde. Ich mache mich auf den Weg in den Biosaal. Das Sandwich schmeckt gut. Mit mittelschwerem Aufwand erreiche ich den ersten Stock im A- Bau. An den Spinden entlang, dann die Tür rechts. Ein gewohnter Gang für einen 11. Klässler. Alles normal. Mitschüler unterhalten sich über das bevorstehende Wochenende. Ich geselle mich zu ihnen. Alles normal. Als ich Platz nehme, merke ich, dass irgendwas anders ist im Vergleich zu den vergangenen Stunden über die Stoffwechselphysiologie. Es müssen die Modelle sein. Ja. Das ist es. Jede Stunde stehen auf dem Rollwagen die komplexesten Bio-Modelle. Heute nicht. Verwundert richte ich meinen Blick links auf das Fenster. Doch etwas verdeckt mir die Sicht: Eine gigantische Karte der DDR. Dass mir das nicht eher aufgefallen ist?

Während ich die Karte beäuge, betritt ein Mann das Klassenzimmer. Er ist kein Lehrer, ich habe ihn noch nie gesehen und in die Altersspanne eines Referendars passt er auch nicht so recht. Er trägt ein braunes Jackett mit weißem Hemd. Ein grinsendes Gesicht betrachtet die sich auf den Stufen eingefundene 11. Jahrgangsstufe. Ein weißer Bart und die weißen Haare lassen in Relation auf die Karte, die immer noch mitten im Raum steht, auf den im tiefsten Unterbewusstsein untergegangenen angekündigten Zeitzeugenbericht schließen.

Der Herr im Jackett bezieht nun Stellung an dem Platz, der vermutlich schon dutzende Biolehrer zu Gesicht bekam: Vor der Tafel, hinter dem Tisch. Er erzählt eindrucksvoll und mit einer gewissen Autorität, die aber kein Gefühl eines konkreten Altersunterschieds zwischen uns und ihm hervorruft. Mit der Tatsache, dass er sein Abitur mit einer fünf in Mathe geschafft hatte, wird er für viele im Saal sympathisch. Das anfängliche Eis ist nun gebrochen.

Mit einer Gelassenheit, die selbst für einen Mann seiner Generation nicht mehr selbstverständlich ist, erzählt er uns von seinen Aktivitäten in Westdeutschland, die ihn schließlich zur Buchmesse nach Leipzig geführt hatten. Während des Versuchs eine Fotografie von einem Plakat über den „antifaschistischen Schutzwall“ anzufertigen, wird er von der Staatssicherheit wegen „Hetze“ festgesetzt. In Westdeutschland ist etwas Ähnliches unvorstellbar gewesen, Presse-, Meinungs- und Kunstfreiheit schützen die Bürgerinnen und Bürger vor Zugriffen des Staates.

Jetzt erzählt er von seiner Gerichtsverhandlung, die nach pausenlosen Befragungen schließlich auf vier Jahre Zuchthaus hinausliefen. Wir fragen uns, was man denn vier Jahre in einer Zelle macht, in der man unschuldig sitzt. Er las Bücher, fand Freunde, war aber auch zur Zwangsarbeit, z.B. in einem Bergwerk, gezwungen. Er erzählt auch von kleinen Zufällen, die ein ganzes Leben veränderten. So z. B. ein Fluchtversuch, der aufgrund eines sich küssenden Paares beinahe gescheitert wäre.

Plötzlich, neben all den interessanten Erzählungen, fällt mein Blick auf die Uhr: 11.00 Uhr. Nur noch 15 Minuten stelle ich entsetzt fest. Der Mann im braunen Jackett hat gerade angefangen von seinem Freikauf durch die Bundesrepublik zu berichten. Er muss diese, ja gerade diese Geschichte des Wiedererlangens seiner Freiheit, drastisch abkürzen. Nachdem er diese persönlichen und emotionalen Momente berichtet hatte, ergibt sich jetzt noch einmal die Chance für die Klasse, Fragen zu stellen.

Eine Schülerin nutzt diese einmalige Gelegenheit und fragt, wie er sich am 9. November 1989, dem Abend des Mauerfalls, gefühlt habe.

Er antwortet trocken, aber dennoch mit einem Ausdruck tiefer Emotionalität: „Ich habe wochenlang geheult“.

Samuel Koch Q11


Wie gestaltet man eine Ausstaellung zum 30-jährigen Jubiläum des Mauerfalls? Ein Projekt des Geschichtskurses Q12g3


Welche Unterschiede gab es zwischen der BRD und der DDR? Wie war der Alltag während des Bestehens der Mauer? Wie haben die Betroffenen die Zeit des geteilten Deutschlands erlebt?

Der Geschichtskurs Q12g3 des Gymnasium Bad Königshofen hat sich insbesondere mit diesen Fragen anlässlich des Gedenktags „30 Jahre Mauerfall“ beschäftigt. Mit Engagement und viel Interesse erarbeiteten die Schülerinnen und Schüler zusammen mit Frau Lehmann selbstständig eine Ausstellung zu dieser Thematik, die in der Aula aufgebaut werden sollte. Somit erhielten alle Schüler der Klassen 5 bis 12 einen Einblick in die Zeiten, in denen Deutschland in zwei Teile geteilt worden war: die BRD und die DDR.

Verschiedene Themenkomplexe, wie beispielsweise die Jugendkultur, die Freizeit oder die Schule wurden einander gegenübergestellt. Um die Ausstellung möglichst gut zu veranschaulichen, wurden mehrere Trennwände quer durch die Aula aufgestellt. Hierbei stellte die östlich ausgerichtete Seite die DDR und die westliche die BRD dar. Beide Seiten wurden mit einem Zeitstrahl und den darauf chronologisch geordneten Jahreszahlen und den dazugehörigen wichtigen Ereignissen gezeigt, so sollte jedem eine zeitliche Orientierung möglich sein und klar werden, dass die Zeit und die Ereignisse in Ost und West dieselben waren.

Doch wie wurde die Zeit von den Menschen damals überhaupt wahrgenommen? Um das herauszufinden, entwickelten die Schülerinnen und Schüler einen Fragebogen bzw. Interviewfragen, um ihre Lehrerinnen und Lehrer aus Ost- und Westdeutschland nach ihren Erinnerungen zu befragen. Ein ganz besonders herzliches Dankeschön geht an die Lehrkräfte, die bereit waren, uns an ihren persönlichen Erinnerungen teilhaben zu lassen! Dankeschön, Herr Klose, Herr Gleichmann, Frau Neundorf, Herr Helmerich, Herr Wiesenmüller, Herr Hey und Herr Salomonson, ohne Sie wäre das Projekt so nicht möglich gewesen! Diese Zeitzeugenberichte nun ausgewertet und eine Auswahl in Form von Sprechblasen in die Ausstellung integriert.

Um zu veranschaulichen, wie bedrohlich und unüberwindlich die Mauer den Bürgerinnen und Bürger erschien, wurde zudem Stacheldraht an den Trennwänden der Ausstellung befestigt. Ergänzt wurden außerdem authentische Zeitungsberichte aus dem Privatarchiv Herrn Kloses, die nicht nur den Mauerfall selbst, sondern auch 30 Jahre Erinnerung an diesen dokumentierten. Vielen Dank für die freundliche Bereitstellung!

Doch wie bringt man nun möglichst viele Schüler dazu, sich die mit der Ausstellung auseinanderzusetzen? Um das Wissen der Schüler zu sichern, gab es ein Quiz über den Inhalt der Ausstellung mit leckeren Gewinnen.

Während der Zusammenarbeit, die bei der Strukturierung anfing und beim Aufstellen der Ausstellung endete, sammelten die beteiligten Schüler viele Erfahrungen, mussten wenige Probleme lösen und erfuhren auch neue Ansichten, ein Projekt zu durchzuführen. Ein paar Erfahrungen waren beispielsweise, dass eine anfänglich gut strukturierte Aufgabenverteilung zu viel Engagement und Fleiß der Schüler geführt hat. Das heißt, dass jeder Schüler genau wusste, was er zu tun hat und somit konzentriert und orientiert arbeiten konnte. Trotzdem durfte das Kommunizieren und das Austauschen über Fragen oder Anregungen nicht vernachlässigt werden, denn so wurden Unstimmigkeiten und gewisse Unzufriedenheiten vermieden. Weiterhin war es wichtig klare Termine für beispielsweise Abgaben von gesammelten Materialien zu setzen, dass der Prozess des Arbeitens voranging. Logischerweise arbeiteten die Schüler zuerst in den Bereichen, in denen sie Stärken zeigten. Somit haben einige Schüler die kreative Gestaltung übernommen, während andere weiterhin Infomaterial zusammengetragen haben. Kam aber doch mal ein Problem auf, konnte dieses in der Regel ganz einfach gelöst werden. Dazu wurden Alternativen vorgeschlagen oder Kompromisse entwickelt und über diese demokratisch abgestimmt. Die Probleme, die aufgetaucht sind, waren anfängliche Unstimmigkeiten über die farbliche Gestaltung des Hintergrunds, der Informationen oder die Art des Aufstellens der Trennwände. Weiterhin wurden nicht immer alle Schüler, sondern nur die Zuständigen, bei einer Abstimmung mancher Entscheidungen gefragt, weshalb es nicht immer ganz demokratisch war. Aber dennoch waren alle Schüler mit dem Ergebnis glücklich und zufrieden. Für die Schülergruppe war es neu, Zeitaussagen von den Lehrern zu erarbeiten und mit einzubauen oder auch das handwerkliche Aufstellen der Trennwände und das Befestigen des Drahtes. Abschließend war dieses Projekt, zusammen mit Frau Lehmann zu gestalten, eine große Freude mit sehr wenigen Problemen.


Hannah Wiener (Q12), Melanie Rollheißer (Q12)